Neues rund um den Fanclub

 

vom 29.01.2017

WNZ-Artikel Taktikstammtisch

Redakteur Volkmar Schäfer berichtet über den Fanclub

"Einer mehr ist immer gut"

ROLLSTUHLBASKETBALL RSV-Coach Zeltinger plaudert mit Fans über Taktik


Wetzlar - Lukas ist ein bisschen müde, aber an diesem Freitagabend trotzdem ein aufgewecktes Kerlchen. „Einer mehr ist immer gut, dann hat man bessere Chancen, Punkte zu erzielen“, sagt der Zehnjährige. Recht hat er.

Gemeinsam mit seinem Opa Martin hat der jüngste Teilnehmer den Weg aus Burgsolms in die Waldhausstube nach Wetzlar-Büblingshausen gefunden. Und die beiden haben – wie 40 andere Mitglieder des Fanclubs des RSV Lahn-Dill – genau zugehört, was Nicolai Zeltinger ihnen in Sachen Überzahlspiel und Back-Pick mit auf den Weg gibt.

Der Trainer des Tabellenführers der Rollstuhlbasketball-Bundesliga plaudert – inzwischen zum vierten Mal in dieser besonderen Talkrunde – eine Stunde lang aus dem Effeff, gibt Einblicke in die Arbeit mit dem Team aus Wetzlar und mit der deutschen Nationalmannschaft, dessen Coach er auch ist. „So bleibe ich nah an der Basis dran. Das hier ist ein netter Haufen. Und was wären wir ohne die Fans? Sie haben uns erst groß gemacht“, sagt der Mann, der seit 20 Jahren auf und neben dem Spielfeld ein Garant für die zahlreichen Titel des erfolgreichsten deutschen Rolli-Vereins ist.

Der Taktik-Stammtisch, der bislang regelmäßig alle zwei Monate in Tasch’s Wirtshaus stattfindet, hat sich zum Start ins neue Jahr ausnahmsweise eine andere Location ausgeguckt. Was der Stimmung und dem Interesse an Zeltingers Ausführungen keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil: Nach Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln, Elsässer Flammkuchen und ein, zwei Kaltgetränken geht’s direkt ans Eingemachte. „Wir fangen mal ganz einfach an“, versucht „Nic“ den Zuhörern die Scheu vor der Komplexität seiner Sportart zu nehmen.

Georg aus Espa weiß jetzt, wie wichtig Lohmann oder Breuer sind, obwohl sie kaum auf den Korb werfen

Er malt auf seiner Taktiktafel das Lösungsprinzip im Spiel „Zwei gegen Eins“ auf und wirft das Ganze per Beamer auf die Leinwand. „Wie löse ich den Angriff so auf, dass ich den bestmöglichen Wurf kreiere?“ fragt der gebürtige Bonner in die Runde. „Der sogenannte Lowpointer stellt den Block, danach muss alles mit viel Tempo weitergehen. Und schwupps steht der richtige Spieler so frei unter dem Korb. In der Theorie sieht das alles easy aus.“ Zeltinger steigert bis zum klassischen „Fünf gegen Vier“ und macht die Ausstiegsmöglichkeiten mit Videos von Spielen bei den Paralympics aus Rio deutlich.

„Jetzt weiß ich erst, wie wichtig zum Beispiel Björn Lohmann oder Annabel Breuer für ein Team sind. Ich dachte immer: Mensch, warum werfen die nie auf den Korb? Die machen aber auch so einen Riesenjob“, haben Anette und Georg aus Langgöns-Espa erkannt. Die beiden sind seit drei Jahren Mitglied im insgesamt 225 Mitglieder umfassenden und von Christian Schwarz angeführten Fanclub. „Uns fasziniert diese Kombination aus Ballkontrolle und Beherrschung des Rollstuhls. Wir dachten, es sei ein sanfter Sport. Es geht knallhart zur Sache. Bei all dem Ernst ist aber stets auch der Spaß, den die Spieler haben, zu spüren“, erklärt Georg, warum er dem Rollstuhlbasketball so eng verbunden ist.

Der kleine Teil der „großen RSV-Familie“ lauscht weiter den Worten des Chefcoaches, der noch einmal daraufhin weißt: „Beim Fußgänger-Basketball geht es viel im Eins-gegen-Eins zur Sache. Bei uns passiert auch eine Menge abseits des Balles. Wir sind gezwungen, im Team zu agieren. Jeder hat seine Aufgabe.“ Wann er sich über seine Truppe ärgern würde, wird der 45-Jährige von den Anhängern gefragt. „Wenn wir den Angriff nicht über unsere einstudierten Systeme lösen, sondern den Ball nur wild wegwerfen. Obwohl wir so intensiv darauf hinarbeiten, ihn erst einmal zu haben. Das fuchst mich ungemein“, sagt Zeltinger.

Annabelle aus Reiskirchen bei Gießen ist schon lange glühender Fan des Weltpokalsiegers von 2010. Sie sitzt auch im Rollstuhl und findet es besonders gut, dass die „Hemmschwelle zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten durch den RSV deutlich kleiner geworden ist“. Ihren Sitznachbarn, „Fußgänger“ Stefan aus Marburg, hat Annabelle ebenfalls für „ihren Verein“ begeistern können. Für Marga und Uli aus Wetzlar begann die „Liaison“ mit dem RSV 2007. „Wir waren an der Lahn spazieren und kamen an der Rittal-Arena vorbei. Drinnen war ein Riesen-Radau. Ich hab’ zu meiner Frau gesagt: Ich schau’ mal, was los ist. Da spielten der TV Hüttenberg und die Rollis diese Doppelveranstaltung. Seit diesem Tag habe ich kein Heimspiel des RSV verpasst“, erklärt Uli stolz.

Nicht nur „Amateure“ sind in die Waldhausstube gekommen. Auch Kai Gerlach, früher selbst unter Zeltingers Ägide für die Wetzlarer in Liga eins auf Korbjagd und obendrein Gründer des Fanclubs, hört mit Gattin Carina den Worten seines Ex-Coaches zu. „Kai wirft immer mit so vielen Fachausdrücken rum. Jetzt kann ich einige Dinge besser verstehen“, sagt Carina, die seit einigen Wochen Frau Gerlach ist. „Na, dann hat das uns allen was gebracht“, packt Nicolai Zeltinger zufrieden seine Sachen.

Auch Lukas und sein Opa Martin sind auf dem Sprung. Und was nimmt der Zehnjährige neben der Erkenntnis, dass es im Rollstuhlbasketball mehr denn je auf den Zusammenhalt ankommt, noch mit von dieser besonderen Talkrunde? „Dass es leckeres Essen gab.“ Stimmt!

 
 
 
 

Termine

Sonntag, 11.09.2022

Fanclub Grillfeier| Grillhütte Schäferburg, Solms-Niederbiel

 
 

Fanfahrten

Derzeit bieten wir  keine Fahnfahrten zu Auswärtsspielen mit Rahmenprogramm an. Wir halten Euch auf dem Laufenden. 

>> Weitere Informationen hier